Aquarellfarben & chinesische Pigmente: Zwei Farbwelten im Dialog

Mixed Media mit Gouache und Aquarell?

In der Welt der Malerei begegnen sich verschiedene Traditionen und Techniken. Besonders spannend ist der Vergleich zwischen europäischen Aquarellfarben und traditionellen chinesischen Pigmenten. Beide haben eine reiche Geschichte und einzigartige Eigenschaften. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf ihre Ursprünge, Zusammensetzung und darauf, wie sie sich in der modernen Mixed-Media-Kunst kombinieren lassen.


Ursprünge der chinesischen Pigmente

Die Verwendung von Farbpigmenten in China reicht über 3000 Jahre zurück. Bereits in der Shang- und Zhou-Dynastie wurden natürliche Mineralien und Pflanzenstoffe zu Pigmenten verarbeitet. Diese wurden mit tierischem Leim angerührt und auf Seide oder Reispapier aufgetragen. Die Technik, bekannt als „Danqing“ (丹青), kombinierte rote und blaue Pigmente und wurde vor allem in der Landschaftsmalerei verwendet.

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Innovationskraft chinesischer Pigmentherstellung ist das sogenannte „Han-Purpur“, ein synthetisches Barium-Kupfer-Silikat-Pigment, das während der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) entwickelt wurde. Es wurde unter anderem bei der Bemalung der Terrakotta-Armee verwendet.




Entwicklung der Aquarellmalerei in Europa

In Europa wurde die Aquarelltechnik zunächst in der Buchmalerei des Mittelalters verwendet, insbesondere zur Illumination von Manuskripten. Mit der Renaissance gewann die Technik an Bedeutung, und Künstler wie Albrecht Dürer nutzten Aquarellfarben für Naturstudien.

Im 18. Jahrhundert erlebte die Aquarellmalerei in Großbritannien einen Aufschwung. Künstler wie William Turner nutzten die Technik für atmosphärische Landschaftsdarstellungen. Die Aquarellfarben bestanden aus fein gemahlenen Pigmenten, Gummi Arabicum als Bindemittel und Wasser.


🧪 Zusammensetzung und Eigenschaften

Chinesische Pigmente

  • Pigmente: Mineralisch (z. B. Malachit, Azurit) und pflanzlich (z. B. Indigo, Gamboge).
  • Bindemittel: Tierischer Leim, der eine starke Haftung auf Seide und Reispapier ermöglicht.
  • Eigenschaften: Kräftige, deckende Farben mit hoher Lichtbeständigkeit.

Aquarellfarben

Eigenschaften: Leuchtende, transparente Farben, die sich gut für Schichtungen eignen.

Pigmente: Fein gemahlene natürliche oder synthetische Pigmente.

Bindemittel: Gummi Arabicum, das eine transparente, lasierende Farbschicht ermöglicht.

Kombination beider Farbtypen

Die Kombination von Aquarellfarben und chinesischen Pigmenten ist möglich, erfordert jedoch Kenntnisse über ihre jeweiligen Eigenschaften:

Anwendungstechnik: Es ist ratsam, die Farben nicht auf der Palette zu mischen, sondern direkt auf dem Papier zu kombinieren, um die individuellen Eigenschaften zu bewahren.

Bindemittelunterschiede: Chinesische Pigmente enthalten mehr Leim, was zu einer stärkeren Haftung führt. Beim Mischen mit Aquarellfarben kann dies zu Spannungen auf dem Papier führen.

Transparenz vs. Deckkraft: Aquarellfarben sind transparent, während chinesische Pigmente deckender sind. Beim Übereinandermalen kann dies zu unerwarteten Ergebnissen führen.

Papierwahl: Hochwertiges, saugfähiges Papier (z. B. 100 % Baumwolle) ist empfehlenswert, um die unterschiedlichen Eigenschaften auszugleichen.

Fazit:

Die Aquarellmalerei und die chinesischen Pigmente haben jeweils eine reiche Geschichte und einzigartige Eigenschaften. Während die Aquarelltechnik in Europa vor allem für ihre Transparenz und Leichtigkeit geschätzt wird, bieten chinesische Pigmente eine intensive Farbwirkung und Langlebigkeit. Die Kombination beider Systeme kann zu faszinierenden Ergebnissen führen, erfordert jedoch ein Verständnis für ihre jeweiligen Eigenschaften und eine sorgfältige Anwendung.

📚 Quellen

„Ancient pigments, modern mystery“ – Symmetry Magazine symmetry magazine+1

„Chinese pigment“ – Wikipedia Wikipedia

„Scientific Studies of Pigments in Chinese Paintings“ – Smithsonian Institution

„Watercolor Painting in Britain, 1750–1850“ – The Metropolitan Museum of Art

„Watercolor painting“ – Wikipedia Wikipedia

„Chinese Painting Pigments“ – Making Modernity in East Asia mmea.hku.hk