Was du wissen solltest, bevor du loslegst

Wer professionell oder ambitioniert künstlerisch arbeitet, weiß: Farben sind nicht nur Ausdrucksmittel, sondern auch Material mit Eigenschaften – und einer Geschichte. Eine ihrer wichtigsten Eigenschaften ist die Lichtechtheit. Sie entscheidet darüber, wie stabil ein Kunstwerk im Lauf der Jahre bleibt, ob es in der Sonne ausbleicht oder seine Leuchtkraft behält.

Dabei ist die Frage nicht nur technisch. Sie hat auch mit Traditionen zu tun – und mit Kultur. In Europa, Asien oder Nordamerika werden Künstlerfarben ganz unterschiedlich hergestellt, bewertet und dokumentiert. In diesem Beitrag schauen wir genau hin: Was bedeutet Lichtechtheit? Wie erkennt man sie? Und warum steht sie manchmal auf der Verpackung – und manchmal eben nicht?

Ursprünge der chinesischen Pigmente

1. Was bedeutet Lichtechtheit?

Lichtechtheit ist die Fähigkeit eines Pigments oder Farbmittels, seine Farbintensität unter dem Einfluss von Licht (v. a. UV-Strahlung) dauerhaft zu behalten.

Je besser die Lichtechtheit, desto langlebiger das Ergebnis – egal ob Aquarell, Acryl, Öl, Tusche oder Farbstift.

🧪 Lichtechtheit ist keine universelle Eigenschaft der Farbe an sich, sondern hängt ab von:

  • dem Pigment selbst (natürlich oder synthetisch),
  • dem Bindemittel (z. B. Gummiarabicum, Harze, Wachse, Acryle usw.),
  • und dem Auftrag (dünn/lasierend oder deckend, auf welchem Untergrund usw.).

Wichtig: Lichtechtheit hat nichts mit Wasserfestigkeit oder Deckkraft zu tun. Es ist eine eigene, messbare Qualität.




2. Kurze Geschichte der Lichtechtheit

Antike bis Mittelalter

In China wie in Europa begann man schon früh, mit Farben zu arbeiten, die möglichst dauerhaft wirken sollten. Dabei kamen hauptsächlich Naturpigmente zum Einsatz: zerriebene Mineralien, Pflanzenfarbstoffe, Erde.
Diese frühen Farben waren aber oft wenig lichtecht – besonders pflanzliche Pigmente (wie z. B. Indigo oder Gelb aus Saflor) verloren schnell an Kraft, wenn sie Sonnenlicht ausgesetzt wurden.

Renaissance bis 19. Jahrhundert

Mit der Entwicklung der Ölmalerei in Europa wurde die Beständigkeit von Farben zum Thema. In Manuskripten finden sich Hinweise, welche Farbstoffe lichtbeständiger sind – und welche nicht.

In China entstanden zur selben Zeit feine Wasserfarben auf Reispapier, meist in Form von Tuschen und Pigmentpulvern, die eingeschränkter Lichtkontakt hatten (z. B. bei gerollten Hängerollen). Auch hier wurde sehr auf Farbstabilität geachtet – aber auf andere Weise.

20. Jahrhundert

Mit der Industrialisierung kamen neue synthetische Pigmente und standardisierte Tests. In den USA entwickelte die ASTM (American Society for Testing and Materials) ein Klassifikationssystem mit fünf Lichtstufen (I = höchste Beständigkeit bis V = sehr gering).

Auch europäische Hersteller wie Schmincke, Winsor & Newton, Caran d’Ache oder Faber-Castell begannen, diese Standards zu übernehmen oder eigene Systeme mit Sternen, Pluszeichen oder Lichtechtheitsnoten zu verwenden.


3. Wie erkennt man Lichtechtheit?

SymbolBedeutung
*** (3 Sterne)Höchste Lichtechtheit (oft 100+ Jahre stabil)
** (2 Sterne)Sehr gut lichtecht
* (1 Stern)Eingeschränkt lichtecht
Δ oder o (Kreis)Geringe bis keine Lichtechtheit
I bis V (ASTM)I = Sehr gut lichtecht / V = nicht lichtecht
LF I, II, IIILightfastness Grade, I = beste

4. Lichtechtheit bei chinesischen und internationalen Farben

Europäische & amerikanische Hersteller

Diese verwenden fast immer transparente Systeme und veröffentlichen:

  • Pigmentnummer (z. B. PR254),
  • Lichtbeständigkeitsgrad,
  • Deckkraft,
  • Granulation, ggf. Toxizität.

Warum? Weil diese Farben meist für professionelle Anwendung gedacht sind – und auch für Ausstellungen oder den Verkauf.

Dazu kommt: In Europa gibt es gesetzliche Vorgaben und Normen (z. B. DIN EN 71, REACH), die transparente Inhaltsangaben unterstützen.

Asiatische Hersteller, speziell China

Viele chinesische Farben – egal ob klassische Tuschen, Pigmentfarben, Stifte oder moderne Aquarellkästen – verzichten auf solche Angaben.

Warum ist das so?

  • Traditionell wurden Farben nach Wirkung, nicht nach chemischer Zusammensetzung beurteilt.
  • Werke wurden nicht dauerhaft ausgestellt, sondern geschützt (z. B. Rollbilder).
  • Pigmente stammten oft aus natürlichen Quellen: Mineralien, Pflanzen, Erden.
  • Die Lichtechtheit war kein Verkaufsargument, sondern wurde visuell erfahren.

Achtung: Nur weil keine Lichtechtheitsangabe vorhanden ist, heißt das nicht, dass die Farbe instabil ist. Einige Naturpigmente (z. B. Malachit, Zinnober, Lapislazuli) sind sehr stabil, andere (z. B. Saflor oder Gelbholz) nicht


5. Wie testet man Lichtechtheit selbst?

Wenn du unsicher bist, kannst du einfache Tests machen:

  1. Male ein Farbfeld auf gutes Papier.
  2. Schneide es in zwei Teile.
  3. Klebe einen Teil ins Sonnenlicht (z. B. ans Fenster).
  4. Bewahre den anderen dunkel auf.
  5. Vergleiche nach 2, 4, 6 und 12 Wochen.

Wenn sich etwas verändert hat (Verblassen, Grauschleier, Aufhellung), war die Farbe nicht lichtecht.

Tipp: Solche Tests sind vor allem bei asiatischen oder günstigen No-Name-Produkten sinnvoll, wo keine Kennzeichnung existiert.


6. Fazit

🎨 Lichtechtheit ist bei allen Farben relevant – egal ob Aquarell, Acryl, Öl, Marker oder Stift.
🌍 Die Transparenz darüber hängt vom Herstellerland, dem Zielmarkt und der Tradition ab.
🔬 Moderne europäische und US-Hersteller geben fast immer genaue Informationen. Bei asiatischen oder traditionellen Farben musst du genau hinschauen – oder selbst testen.

Wenn du verkaufst, ausstellst oder langfristig arbeiten willst: achte auf Lichtechtheit. Sie ist ein Qualitätsmerkmal, das über die Zukunft deines Werks entscheidet.

📚 Quellen & weiterführende Links